Der Ausdruck Manager auf Zeit tauchte vor etwa 20 Jahren zum ersten Mal in Ungarn auf. Damals entdeckten einige erfahrene Top-HR-Manager und Senior Manager von multinationalen Konzernen diese theoretische Marktlücke. Theoretische Marktlücke, sagen wir, weil der Markt selber eigentlich gar nicht wusste, was das überhaupt heißt, eine explizite Nachfrage existierte in der Form nicht. Die ersten dafür spezialisierten Provider-Pioniere konnte man leicht zusammenzählen und diese wenige wurden vor eine mühsame und gleich riskante Aufgabe gestellt.
Wie wurde das Geschäft von Managern auf Zeit im Markt Ungarn aufgebaut?
Einerseits stand man vor dem Problem das Wesentlichste dieses Geschäftes kennenlernen zu können, d.h. mindestens die grundlegenden Spielregeln zu enteignen. Ausländische Infoquellen in Schrift standen zwar zur Verfügung, sind aber alle über entwickelte Märkte geschrieben oder war der Inhalt viel zu theoretisch. Einige persönliche Kontakte in Ländern, wo das schon längst eine Routine war, hat aber viel geholfen.
Andererseits war natürlich die größte Herausforderung den Markt aufzubauen und den dann zu bearbeiten. Es ging über einen HR-Markt, der im breiten Sinne selbst nicht wusste, was damit anzufangen ist. Demzufolge fing man in den Kreisen der multinationalen Firmen an, wo die Expats mindestens das System schon kannten oder manchmal sie selbst gerade als Interimsmanager eingesetzt waren. Oft wussten eigentlich die eigenen Kollegen über den derartigen Status des ausländischen Managers auch gar nichts, war kein Thema.
Alles funktioniert nicht, wenn man keine „Ware“ hat, also woher sollen die erfahrenen Führungskräfte mit einem nachvollziehbaren Erfolgshintergrund hergeholt werden? Wer von den besten Senior-Managern ist bereit sich an solche „unsichere“ Zukunft zu orientieren? Aus der HR-Szene war mindestens die theoretische Auswahl gegeben. So konnte man potentiellen Leute ansprechen, progressiven Führungskräften mit fundierten Management- und Fachkenntnissen „den Hof machen“.
So fing es damals an und entwickelte sich heute zu einem funktionierenden Markt, der mittlerweile von einer Handvoll von spezialisierten Anbietern gekennzeichnet wird. Man kann aber nicht über ein Riesengeschäft sprechen obwohl eine Entwicklung eindeutig zu verzeichnen ist. Das System ist noch nicht verbreitet, viele einheimischen Entscheidungsträger halten sich fern von Interimslösungen, weil sie diese noch befremdet finden.
Wie sieht die Palette der Anbieter aus?
- Freelancer, Alleingänger,
- Provider, die Interimsmanager auf dem klassischen Weg vermitteln,
- Provider, die die Vermittlung mit Beratertätigkeit verbinden,
- Personalberater, die gelegentlich – aber eher nur bei ausgesprochenem Bedarf – ebenfalls im Geschäft teilnehmen und letztendlich
- ausländische Provider-Firmen, die den Auftrag in ihrer Heimat bekommen mit der Zielsetzung den Interimsmanager in Ungarn einzusetzen.
Den richtigen Provider finden
Den richtigen Anbieter zu finden ist in dieser Branche schwieriger als einen guten klassischen Personalberater. Aber mit Personalberater kommt man bei Interimsaufgaben nicht weit. Weder zeitlich noch inhaltlich, sie sind anders sozialisiert. Die Auswahl an Interimsprovider ist schmal. Es gibt praktisch keine internationalen Anbieter im Lande, die man von Haus aus gut kennt. Dazu ist wahrscheinlich der Markt zu klein. Manche von den wenigen Providern sind international soweit aktiv, dass sie in einem losen internationalen Verein (DDIM etc.) vernetzt sind, was natürlich weitaus keine Garantie für Qualität in einem konkreten Fall bedeutet. Aber keine Sorge, bei sorgfältiger Suche ist der Erfolg gesichert. (Bei Bedarf stehe ich auch persönlich gerne mit Rat zur Verfügung, rufen Sie mich einfach an!)
Den richtigen Interimsmanager finden
Einen lokalen Interimsmanager einzusetzen ist immer bedeutend günstiger und erfolgssicherer als einen vom Ausland hingeschickt zu haben. Nicht nur wegen der Höhe der Honorare, sondern bezüglich der Effizienz. Es gibt keine Zeit einen Expat zu „akklimatisieren“, es gibt nicht die Möglichkeit die lokalen Besonderheiten zügig beizubringen oder die Kommunikationsbrücken zu dem ungarischen Team step by step auszubauen.
Heute stehen schon eine ausreichende Anzahl von möglichen Interimsmanagern in den Datenbanken der Provider zur Verfügung und findet man auch gelegentlich einige sehr gute und aktive unabhängige Freelancer. Dabei natürlich zum großen Teil eher Senior-Manager, aber auch eine wachsende Zahl von Experten und Führungskräften aus den mittleren Lebensjahren. Heute kann man nicht mehr darüber sprechen, dass es sich nur um ein Spielfeld der Senioren handelt. Und hier geht es um eine Kernfrage. Zu jeder Anfrage gehört die richtige Führungskraft hin. Wenn spezielle Fachkenntnisse stehen in Vordergrund, sind auch die Anforderungen gegenüber den Kandidaten anders als bei Einsatzfällen, die eher reine aber schwere Führungsaufgaben sind und dementsprechend oft nach einem empathischen Senior-Manager mit Organisations- und Führungsgeschick rufen.
Gegenwertig ist schon für jede Aufgabe die passende Person auch in Ungarn zu finden. Im Raum Budapest leichter, für Randgebiete im Osten und Süden etwas schwieriger. Nach Erfahrungen sieht es aber so aus, dass ohne eine gemeinsame und gründliche aber zügige Analyse der Umstände die Auswahl leicht schiefgehen kann. Gerade bei Interimsmanagereinsätzen ist die Gefahr groß, durch eine schnelle Entscheidung das Auswahlprozedere abgeschlossen zu wissen. Insbesondere bei Gap-Managementaufträgen sucht man manchmal einfach den identischen Ersatz zu dem Vorgänger ohne die Chance eine Progression, eine Innovation in Erwägung zu ziehen.
Schlüsselfrage Sprache und Kultur
Auf das Thema Sprache – was in Ungarn viele Jahre lang ein Problempunkt war- soll man speziell bei Interimseinsätzen besonders stark achten. Zwar werben sich die meisten möglichen Auftraggeber aus dem deutschen Sprachgebiet mit Englisch als Konzernsprache, werden die Gespräche über feine Einzelheiten oft deutsch geführt. Besonders wichtig sind die Deutschkenntnisse bei produzierenden Firmen, da oft die technische Dokumentation nur deutsch existiert. Über die mittlere und untere Führungsebene in der Fertigungsleitung gar nicht zu sprechen. Bei Mittelstand gibt es meist gar keine sprachliche Alternative.
Die Sprache Deutsch muss es auch sein.
Insbesondere beim Einsetzten von Interimsmanagers ist die primäre Sprache erfolgsrelevant, weil er nicht die Zeit hat sich über eine lange Periode an Kollegen, Lieferanten etc. in Deutschland, Österreich oder der Schweiz durch eine Vermittlersprache zu gewöhnen. Der Interimsmanager soll sofort volle Leistung bringen, die durch Verständigungsschwierigkeiten nicht gefährdet werden darf.
Es ist mit gutem Gewissen zu behaupten, dass für Interimsaufgaben aller Art auch in Ungarn der richtige Manager zu finden ist. Vorausgesetzt, dass man im Markt sorgfältig herumschaut.
Häufig Gestellte Fragen (FAQ)
Ja, es gibt immer mehr erfahrene Manager, die diese Art von Karriere wählen.
Internet (Bsp. LinkedIn) ist eine grosse Hilfe, es gibt aber auch spezialiserte Provider dafür.
Nicht mehr als wo anders in den DACH-Ländern.